Literaturprojekt
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Eine Übung pro Monat

 

Schreibübung April 2024


 

Der erzählende Dialog 12: Dramaturgische Anwendung 1: Triebkraft der Handlung

 

 

Diese Übung zeigt, zu welchem Zeitpunkt und bei welcher Gelegen-heit wir Dialoge einsetzen. Sie dienen ja der Charakterisierung von Nebenfiguren und von Gefühlen literarischer Figuren. Aber wann versuchen wir das darzustellen und was sind darüber hinaus weitere Aufgaben des Dialogs? In manchen Büchern lesen wir, dass Dialoge die Triebkraft der Handlung sind.

 

Auf ein äußeres Ereignis in einem literarischen Text, folgt die Reaktion der Figur. Das ist genauso wie im realen Leben: Es passiert etwas und wir reagieren darauf emotional. Ob uns der Geldbeutel gestohlen wird, wir ein langersehntes Geschenk bekommen und ein außergewöhnliches Naturschauspiel zu sehen bekommen.

Der Leser erfährt dadurch, wie das Ereignis auf die Figur wirkt und einiges über ihren Charakter durch die Art und Stärke, wie die Figur auf das Ereignis reagiert.

 

Die Figur befindet sich nach einem äußeren Ereignis in einer emotionalen Situation, die kein weiteres Handeln vorerst ermöglicht.

Damit sie aber wieder handlungsfähig wird, muss sie das Erlebte besprechen und reflektieren. Auch im realen Leben geschieht das meistens. Dies kann durch ein Selbstgespräch geschehen oder im Gespräch mit anderen. Im literarischen Text kommt es so zu einem Dialog, wenn die Figur das Erlebte mit jemand anderem bespricht, auch um zu überlegen, was sie tun soll.

 

Diese Phase, die wir Diskussion nennen, führt unsere Figur wieder in einen aktiven Zustand zurück, in dem sie dann handlungsfähig wird. Als Beispiel: Der Figur wird der Geldbeutel gestohlen, sie ist frustriert, wütend (Reaktion), bespricht sich mit ihrem Freund (Diskussion) und beschließt, sich selber auf die Suche nach dem Dieb zu machen, da sie von der Polizei keine Hilfe erwartet. Damit kann die Handlung weiterlaufen und der Leser versteht wie die Figur aus ihren Emotionen zu einem aktiven Beschluss kommt, der dann die Handlung weiterträgt.

 

Die Diskussion, die oft durch einen Dialog gelöst wird, ist ein wichtiges Bindeglied, um das Verhalten der Figur zu erklären und die darauffolgende Handlung zu motivieren. Wenn man diese Diskussion ausließe, würde der Leser das Verhalten der Figur möglicherweise nicht verstehen oder für unglaubwürdig halten. Durch eine lückenlose Motivierung führen wir den Leser eng an die Figur und ermöglichen eine starke Identifikation, weil er dem Innenleben der Figur lückenlos folgen kann.

 

Dieser Dialog wirkt dann glaubhaft, wenn er von anfangs emotionalen Aussagen langsam mit Argumenten und Gegenargumenten zu dieser aktiven Handlung geführt wird. Hier ein möglicher Ablauf, der nur Rede und Gegenrede zeigt, aber noch nicht auserzählt ist.

 

„Ich weiß überhaupt nicht, was ich tun soll“

„Aber du musst etwas tun“

„Ist doch sinnlos.“

Selbst wenn. Du kannst nicht hier tatenlos herumstehen.“

„Das weiß ich selber: Aber was kann man denn tun...?

„Was weiß ich, zur Polizei gehen“.

„Die Polizei, die Polizei...“

„Oder...wie sah er denn aus?

„Eigentlich ganz gewöhnlich, aber er hatte...daran würde man ihn erkennen.“

„Das stimmt, das ist auffällig, sogar im Dunkeln würde man ihn erkennen.“

„Genau, du hast recht. Ich versuche ihn zu finden...“

„Wäre es nicht besser, die Polizei...“

„Nein, ich weiß jetzt, was ich tun werde... Ich suche ihn selbst, Das wird ja nicht so schwer sein...“

 

Schritt für Schritt kommt die Figur durch die Gegenrede wieder zu eigenen Überlegungen, klettert aus dem Jammertal, in dem es feststeckt und denkt sich einen neuen Horizont. So werden Dialoge zu Handlungstreibern und können anschaulich machen, wie sich die Emotion und Handlung einer Figur ändert.

 

 

Übung:

 

  1. Eine Figur will einen Berg besteigen, es ist schlechtes Wetter. Am letzten Tag, an dem dies möglich ist, klar es zwar etwas auf, das Wetter ist aber weit entfernt davon als günstig für die Unternehmung eingeschätzt zu werden.

    Die Figur bespricht sich mit einem erfahrenen Bergführer, der ihr von der Unternehmung abrät und trifft dann eine Entscheidung.

     

    Variante:

     

    Die Figur bespricht sich mit einem erfahrenen Bergführer, der ihr zu der Unternehmung rät und trifft dann eine Entscheidung.

 

  1. Die Figur trifft auf einem Fest eine Jugendliebe wieder. Sie unterhalten sich und es sieht so aus, als ob das gegenseitige Interesse nicht erloschen ist. In der Nacht unterhält sich die Figur mit einer oder einem Vertrauten ob sie ihre aktuelle Beziehung aufs Spiel setzen oder sogar beenden soll.

     

    Variante:

     

    In der Nacht unterhält sich die Figur mit einer oder einem Fremden ob sie ihre aktuelle Beziehung aufs Spiel setzen oder sogar beenden soll.

 

 

Beschreiben Sie das äußere Ereignis, dann die Reaktion der Figur. Konzentrieren Sie sich dann auf die Diskussion. Der Dialog soll nicht einfach geradlinig, sondern mit Abwägen, Argumenten, Gegenargumenten, Unterbrechungen dargestellt werden. Mindestens zweimal soll die Figur in dem Gespräch unsicher sein, was sie tun soll, erst langsam an Kraft gewinnen und einer Entscheidung näherkommen.

 

 

Viel Vergnügen

 

Ihr

Arwed Vogel

 

 

 

 

 

 

 

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